Cornerstone-Artikel, Linkstruktur, Short- und Long-Tail-Keywords: Wer sich überlegt, das SEO seiner Seite durch die sogenannte “Cornerstone-Strategie“ zu verbessern, muss sich mit vielen Konzepten auseinandersetzen. Dabei ist es gar nicht so kompliziert wie es auf den ersten Blick erscheint. In diesem Artikel möchten wir dir deshalb diese Strategie zur Suchmaschinenoptimierung anfängerfreundlich näherbringen und dir erklären, wie sie dir helfen kann, deine Seite besser in Google & Co. zu positionieren.
Begriffserklärung: Die Cornerstone-Strategie ist eine bewährte Methode innerhalb der Suchmaschinenoptimierung (SEO). Der Begriff „Cornerstone“ steht im übertragenen Sinn für „Grundstein“ oder „Eckpfeiler“. In dieser Strategie erstellt man einen umfassenden Hauptartikel zu einem Kernthema, den sogenannten Cornerstone-Artikel. Dieser Artikel dient als zentrale Anlaufstelle für Leser und bietet einen tiefgehenden Überblick über das Thema. Um seine Relevanz und Autorität zu stärken, verlinkt man von vielen kleineren, themenrelevanten Beiträgen auf diesen Hauptartikel und umgekehrt. So entsteht ein Netzwerk von Inhalten, das die Sichtbarkeit in Suchmaschinen erhöht und die Expertise der Website im betreffenden Thema unterstreicht.
Klassisches Content-Marketing: Aus der Zeit vor Cornerstone-Artikeln
Durch diesen Blogbeitrag werden wir „Flora, die Floristin“ begleiten. Sie betreibt ein Pflanzen- und Blumengeschäft und hat kürzlich einen Webshop eröffnet, über welchen sie Zimmerpflanzen und Zubehör vertreiben möchte. Relativ schnell hat sie bemerkt, dass sie mit einfachen Produktseiten – meist nur ein Bild und weniger als 100 Wörter an Text – nicht sonderliche viele Besucher aus Google auf ihre Seite locken kann. Die Google Search Console sagt ihr sogar, dass sie im Durchschnitt auf keiner Suchanfrage höher als Position 10 (und damit noch auf der ersten Seite) rankt.
Durch ein bisschen Suchen und Recherchieren findet sie bald heraus, dass sie ihre Position in Google durch Content Marketing, also massgeblich Blogs in ihrem Fall, verbessern sollte. Flora beginnt deshalb, gut recherchierte und nach SEO-Best-Practices optimierte Artikel zu schreiben. Innerhalb weniger Wochen veröffentlicht sie Beiträge zu verschiedenen Themen:
- Zimmerpflanzen richtig giessen
- Diese Zimmerpflanzen eignen sich für Nordfenster
- Zimmerpflanzen & Schädlinge: Das sollten Sie wissen
Von jedem Blogartikel aus verlinkt sie jeweils auf die entsprechenden Produktseiten. Und dadurch generiert sie nun die ersten Klicks und sogar bereits einige wenige Conversions (also Einkäufe in ihrem Webshop.) Aber der grosse Erfolg bleibt leider aus. Wieso?
„Einfach Blogs schreiben“ reicht heute nur mehr selten
Diese Art der Nutzergenerierung ist abhängig von einigen Faktoren, die bei sehr vielen Webseiten und Themen einfach nicht mehr gegeben sind. Damit mit einzelnen Blogbeiträgen zu einem Thema noch eine hohe Anzahl von Klicks generiert werden können, müssen folgende Bedingungen zutreffen:
- Die Blogbeiträge ranken sehr hoch auf das gewünschte Keywords: Wenn 20 andere Anbieter ebenfalls Beiträge zum Thema geschrieben haben, wird es häufig bereits schwer, noch besonders hoch zu ranken.
- Auf das Keyword entfällt ein hohes Suchvolumen: Wenn im Durchschnitt pro Monat nur 20 Personen nach dem Thema suchen, ist die maximale Anzahl an Klicks bereits stark begrenzt.
- Am besten werden keine Ads auf das Thema geschalten: Noch vor dem ersten „organischen“ (also unbezahlten) Ergebnis in Google werden meist Werbungen eingeblendet. Wenn der Suchbegriff stark beworben wird, kann der Beitrag bestenfalls nach 4 Werbeanzeigen auftauchen und ist daher direkt benachteiligt.
… und genau da liegt der gordische Knoten des Content Marketing: Nischensuchanfragen/-themen haben so gut wie nie ein hohes Suchvolumen. Suchanfragen mit hohem Suchvolumen haben massive Konkurrenz. Mit rein textlich guten Beiträgen kommen wir nicht gegen eine Vielzahl von Mitbewerbern an.
Häufig handelt es sich dabei sogar um Blogger, die eine ganze Seite zum spezifischen Thema behandeln. Neben Floras „Gemischtwarenladen“ gibt es unzählige Anbieter, die Seiten mit den Namen „Mein Zimmerpflanzenhobby“ oder „Der Zimmerpflanzen-Profi“ betreiben. In Googles Augen wird eine Seite, die ein spezifisches Thema behandelt (und sogar im Namen/der URL der gesamten Seite aufgreift) relevanter auf Anfragen zu Zimmerpflanzen ranken als ein Florist, der auf der Seite von Zimmerpflanzen über Obstbäume und Blumensträusse anbietet.
Zudem gibt es da noch einen anderen Mitbewerber, der nicht unterschätzt werden sollte: Baumärkte. Zwar führen diese auch einen Internet-Gemischtwarenladen, aber dieser wird täglich von mehreren Millionen Benutzern aufgerufen. Die Seite ist auch entsprechend gross und selbst die kleine Untersektion zu Zimmerpflanzen umfasst mehr Seiten als die Website von Flora und den konkurrierenden Bloggern zusammen. Auch diese Aspekte berechnet Google bei der Kalkulation der Position ein.
Im Zusammenspiel drückt dies den Traffic auf Floras Website merklich. Ausser mehreren Hunderten Blogbeiträgen, die eine einstellige Anzahl an Klicks pro Monat generieren, wird es schwer ausreichend Nutzer zu generieren. Und jetzt?
Na ja, Flora hat ein Ass im Ärmel
Die Cornerstone-Strategie: Wie und weshalb sie funktioniert
Wenn Flora in Relevanz, Qualität und Quantität mit den Bloggern und Baumärkten mithalten will, gibt es dafür tatsächlich eine Möglichkeit: Das ist die Cornerstone-Strategie. Wenn ein Nutzer, der sich für Zimmerpflanzen interessiert, auf Floras Seite gelangt, muss er sich dort mindestens genauso gut „aufgehoben“ fühlen wir beim Konkurrenten „Der Zimmerpflanzen-Profi“. Idealerweise kann er auch auf Floras Seite eine halbe Stunde zum Thema stöbern und Fragen beantwortet finden, die er sich schon immer mal gestellt hat. Im Prinzip muss Flora ein Fachportal zum Thema aufbauen:
Zuallererst beginnt sie damit, den Hauptartikel (häufig Cornerstone-Artikel genannt) zu schreiben. Dieser Artikel sollte von Anfang an ein tiefgehender Beitrag sein, der einen sehr genauen Einblick in das Thema bietet und alle Grundlagen vermittelt. „Wie wähle ich die richtige Zimmerpflanze aus?“, „Wie pflege ich meine Zimmerpflanzen?“ und vieles mehr.
Bereits damit sollte sie bereits auf die ersten grösseren Suchanfragen wie „Zimmerpflanzen“ ranken, wenn auch vielleicht nicht direkt auf den ersten 5 Plätzen. Um das zu erreichen, muss die Qualität und Relevanz des Artikels weiter erhöht werden. Und am einfachsten funktioniert dies über die Struktur der Gesamtwebsite.
Stark vereinfacht folgt Google folgenden Grundsatz: Je öfter auf eine Seite verlinkt wird, umso wichtiger muss diese Seite sein. Und umso mehr Nutzer diesen Link auch tatsächlich klicken, umso sicherer wird sich Google in dieser Annahme. Und genau deshalb baut Flora nun ein Spinnennetz rund um ihren Cornerstone-Artikel auf.
Vom „Hauptbeitrag“ wird auf viele kleine Unterseiten verlinkt, die noch einmal vertieft auf spezifische oder verwandte Fragen eingeht. Wie auch die Hauptseite sind die Unterseiten gut recherchiert und tragen zum Thema bei. Idealerweise sehen die Besucher von Floras Website den Link und denken sich „Oh cool, das wollte ich tatsächlich schon lange wissen.“ Der Unterbeitrag verlinkt zurück auf den Cornerstone-Beitrag und der Cornerstone-Beitrag verlinkt auf den Unterbeitrag. Schritt um Schritt beginnt sich die Website auf diese Art zu vergrössern.
Wir befüllen Fachportal: Ein Schritt-für-Schritt Beispiel für Cornerstone-Inhalte
- Als erstes schreibt Flora ihren Cornerstone-Beitrag „Der ultimative Guide für Zimmerpflanzen“. Er ist bereits zu Anfang über 1000 Wörter lang, sehr gut recherchiert und gibt einem Laien bereits einen sehr genauen Überblick über das Thema
- Nach dem Cornerstone-Beitrag beginnt Flora damit, Unterbeiträge zu schreiben. Dabei kann es sich sogar um die Blogbeiträge handeln, die sie zuvor schon schreiben wollte. Zum Beispiel „Die besten Pflanzen für dein Nordfenster“.
- Im Beitrag zu den Nordfenster-Pflanzen baut Flora prominent einen Link auf den Cornerstone-Beitrag ein. „Wenn du auch Blumen an anderen Fenstern hast, könnte unser ultimative Guide für Zimmerpflanzen noch spannend für dich sein.“
- Auch der Cornerstone-Beitrag wird ergänzt. Dieser enthält bereits einen Abschnitt zur Auswahl und Platzierung von verschiedenen Pflanzen. Unterhalb dieses Abschnittes ergänzt Flora nun noch eine kurze Zusammenfassung mit einem abschliessenden Satz, der auf den neuen Beitrag verlinkt: „Natürlich gibt es noch weitere Dinge zu beachten, wenn du Pflanzen am schattigen Nordfenster platzieren möchtest. Wenn du erfahren möchtest, was du beachten solltest, empfehlen wir dir unseren Beitrag zum Thema.“
- Sowohl vom Cornerstone-Beitrag als auch vom Unterbeitrag sollte Flora auf passende Produktseiten verlinken.
- Nachdem sie den Abschnitt zum Nordfenster abgeschlossen hat, macht sie dasselbe für andere Themenbereiche: Schädlinge, Dünger, Kakteen, Umtopfen und vieles mehr.
- Manchmal ergibt sich vielleicht die Gelegenheit, auch in Unterbeiträgen aufeinander zu verlinken. Dies schadet der Cornerstone-Strategie überhaupt nicht: Viele Wege führen nach Rom und Nutzer, die im ersten Beitrag nicht in den Cornerstone-Beitrag gewechselt wären, klicken vielleicht in einem anderen Unterbeitrag auf diesen Link.
Am Ende hat Flora sehr viele kleine Beiträge, die sehr gut recherchiert sind und sehr gut auf Nischensuchanfragen ranken. Mit ein bisschen Glück sieht Google dies als Anzeichen für Floras Expertise und spielt sie in den Suchergebnissen oberhalb der Mitbewerber aus. Zusätzlich hat Flora den Cornerstone-Beitrag, der auf Zimmerpflanzen allgemein optimiert ist, der plötzlich sehr gut auf die sehr kompetitiven Keywords rankt. Wieso?
Google erkennt, dass der Beitrag allein auf Basis der Linkstruktur sehr wichtig zu sein scheint. Auch, dass sehr viele kleine Beiträge, die jeweils sehr gut auf Nischensuchanfragen zum selben Thema ranken, darauf verlinken ist ein eindeutiges Anzeichen für die hohe Qualität des Beitrags. Alle Seiten haben im Zusammenspiel ihre Relevanz gegenseitig an. Und jeder zusätzliche Beitrag, den Flora für diesen Cornerstone-Beitrag schreibt, bringt zusätzliche Autorität in das Gesamtkonstrukt.
Und nachdem Flora mit ihrer Cornerstone-Struktur zum Thema Zimmerpflanzen fertig ist, kann sie damit beginnen, ähnliche Fachportale rund um andere Themen – von Kräutergärten bis zu Blumenwiese – aufzubauen.
Aber mit ein bisschen Glück ist Flora so beschäftigt, die Bestellungen in ihrem Online-Shop zu erfüllen, dass sie gar nicht dazu kommt. 😊
Beitrag von Marco Aures.
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